In Feuerwehren rückt seit Jahrzehnten eine große Gruppe besonderer chemischer Stoffe zunehmend mehr in den Fokus: die polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe, kurz PAK. Sie entstehen bei der Verbrennung von organischem Material wie Holz, Kohle, Öle oder Kunststoffe als Nebenprodukt der chemischen Reaktion. Je unvollständiger die Verbrennung erfolgt, desto höher ist die Konzentration dieser Stoffe.

Höchste PAK-Konzentrationen können bei Fahrzeugbränden in Tiefgaragen gemessen werden. Hier verbrennt eine Vielzahl von Stoffen, meist unter Sauerstoffmangel, was die Entstehung von PAK begünstigt. PAK sind farblos und mit bloßem Auge nicht sichtbar. Die Rußwolke eines Feuers ist daher zwar ein Indikator für die Verortung dieser Stoffe, doch der sichtbare schwarze Ruß ist nicht die einzige Quelle der Gesundheitsgefährdung, da PAK im
auch gasförmig eine Gefahr darstellen. PAK werden zunehmend stärker erforscht und sind erwiesenermaßen im Organismus krebserregend, giftig, erbgutverändernd und fortpflanzungsgefährdend zu wirken. Zudem können sie ungeborenes Leben im Mutterleib schädigen.

Kontaminierte Hände ist eine wesentliche Ursache für Kontaminationsverschleppungen (Quelle: DermaPurge GmbH)

Eigenschaften von PAK

PAK sind farblose Stoffe, die auch “ausgasen” können, das heißt ein Verdampfen findet auch schon unterhalb ihres Siedepunktes statt. PAK sind nicht wasserlöslich, also hydrophob. Sie sind mit Wasser nur zu
etwa 95 % abwaschbar, was zeigt, dass reines Händewaschen nach einem Einsatz keinen ausreichenden Schutz bietet. Man kann eine Faustformel aufstellen und sagen: Wo es noch nach Feuer riecht, sind PAK vorhanden. Eine weitere Gefahr von PAK liegt in ihrer der Akkumulationsfähigkeit, da sich diese Stoffe im Organismus anreichern und sich bevorzugt im Fettgewebe einlagern. Sie schädigen die DNA, sodass sie häufig der Auslöser für Krebserkrankungen sind. Da jeder Mensch eine unterschiedliche Toleranz gegenüber PAK besitzt, gibt es keine biologischen Grenzwerte, bei denen eine Aufnahme ungefährlich wäre. Deshalb
gilt es, den Kontakt damit maximal zu vermeiden.

Ein weiteres Problem bei Hautkontakt stellt die Kontaminationsverschleppung dar. Diese Stoffe sind umweltresistent und haften auf Oberflächen. Werden Türen, Türklinken oder andere Gegenstände mit kontaminierten Handschuhen oder Händen berührt, werden diese
Stoffe übertragen. “Ein unachtsamer Umgang genügt, damit aus einer kontaminierten Türklinke eine Kontamination für die Jugendfeuerwehr und andere Personenkreise wird,” verdeutlicht Dr. Jonas Schubert, Geschäftsführer der DermaPurge GmbH. Hier gilt
es konsequent zu sein und entsprechende Schutzkonzepte umzusetzen.

Reinigung und Dekontamination

Häufig kommt bei der Körperreinigung für Einsatzkräfte Seife zum Einsatz. Doch davon rät Dr. Schubert eindringlich ab. “Seife löst oberflächliche, wasserlösliche Verschmutzungen,
durchbricht aber auch die Schutzbarriere der Haut. So können PAK besonders leicht in den Organismus eindringen.” Besser ist es, Reinigungsmittel zu verwenden, die speziell für die Dekontamination von PAK entwickelt wurden. “pakex wirkt wie Ölbindemittel für die Haut. Die enthaltenen Ton-Mineralien absorbieren die PAK, binden diese und spülen sie in Verbindung mit Wasser von der Haut.” Müssen Körperstellen nach einem Einsatz auch desinfiziert werden, sollte dies erst nach der Verwendung von PAK-entfernenden Reinigungsmitteln passieren. Desinfektionsmittel enthalten in der Regel Stoffe, die ebenfalls durch die Hautschutzbarriere durchbrechen, um tiefgründig biologische Stoffe abzutöten,
jedoch nicht zu entfernen. Mit den geschaffenen minimalen Hautöffnungen entstehen jedoch gefährliche Eintrittsstellen für PAK.

Die Spuren eines Brandeinsatzes sind kein Zeichen für Heldentum, sondern ein Gesundheitsrisiko (Quelle: DermaPurge GmbH)

Auch fetthaltige Reinigungsmittel sind zu vermeiden, denn sie unterstützen ebenfalls den Eintritt der Stoffe in den Organismus. Immer häufiger kommen Reinigungstücher für Einsatzkräfte zum Einsatz. Doch auch davon rät der Experte ab: “Die Tücher enthalten sogenannte Penetrationsverstärker, die eine tiefgründige Reinigung erzielen sollen. Doch sie öffnen damit ähnlich wie Desinfektionsmittel
die Haut und ermöglichen ein Eindringen von PAK-Stoffen. Zudem sind diese noch ineffektiver als Seife, denn sie lösen noch weniger der relevanten Verschmutzungen,” so Dr. Schubert.

Optimales Vorgehen nach dem Kontakt zu PAK

Da sich PAK-Stoffe bei Kontakt auf Oberflächen ablagern, sollten Fahrzeuge mit Blick auf den Wind positioniert werden. Um Innenräume des Fahrzeugs vor Kontamination zu schützen, sollten Türen und Rollläden möglichst geschlossen gehalten werden. Die kontaminierte Oberfläche der persönlichen Schutzausrüstung (PSA) sollte nach einer
Grobreinigung so wenig wie möglich berührt und die PSA sollte nach einem Einsatz zur separaten, fachkundigen Reinigung abgelegt werden. Hier ist ein konsequentes Verpacken
der PSA sowie aller verwendeten Einsatzmittel empfohlen, um Kontaminationsverschleppungen zu verhindern. Nach dem Entkleiden sind besonders die Übergänge der Schutzkleidung, etwa oberhalb des Stiefelschafts, an den Händen und am Hals mit PAK-entfernenden Mitteln zu reinigen. Die Ganzkörperdusche ist dabei der beste Weg. Hier gilt es zu beachten, dass das Wasser nicht wärmer als 32 °C ist, da sich sonst die Hautporen öffnen und die PAK leichter eindringen können.

Eigenschaften von polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe (PAK)


➔ über 300 verschiedene Stoffe
➔ farblos
➔ wasserresistent
➔ wasserabweisend
➔ < 300 °C gasförmig, > 100 °C fest bis schmierig
➔ bioakkumulativ
➔ krebserregend
➔ giftig
➔ erbgutverändernd
➔ fortpflanzungsgefährdend

Text: BKS Report

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