Die Freiwillige Feuerwehr Uersfeld plante und realisierte ein kompaktes Tanklöschfahrzeug (TLF 3000), das speziell auf die Anforderungen der Wald- und Vegetationsbrandbekämpfung sowie eine vielseitige Nutzung außerhalb der Brandsaison abgestimmt wurde. Ein besonderes Augenmerk lag dabei auf Wendigkeit, einer vollständigen Normausstattung und zusätzlichem Material für spezielle Einsätze. Die Umsetzung zeigt, wie gezielte Entscheidungen und Anpassungen innovative Lösungen für die Herausforderungen moderner Feuerwehren ermöglichten.

Die Freiwillige Feuerwehr Uersfeld, Verbandsgemeinde Kelberg, plant derzeit eine Fahrzeugbeschaffung für Einsatzzwecke der Wald- und Vegetationsbrandbekämpfung. „Das Ziel war es, ein Fahrzeug zu finden, das vielfältig einsetzbar ist und auch außerhalb der Vegetationsbrandsaison genutzt werden kann. Vor allem sollte es kompakt und wendig sein, da wir im Ausrückebereich einen großen Freizeitpark mit engen Wegen haben. Der vorgegebene Preisrahmen durfte dabei nicht überschritten werden. Ein Unimog-Fahrzeug hätte für uns einige Nachteile mit sich gebracht, weshalb wir froh sind, im Rahmen des Ausschreibungsverfahrens den Kontakt zur CER GmbH aufgebaut zu haben“, erklärt Wehrführer Hans Peter Mendel. „Wir betrachten den Unimog als ein ungünstiges Fahrzeug für das Ehrenamt der Feuerwehr, denn die Nutzung der Leistungsfähigkeit dieses Fahrzeuges, die Fahrt in besonders unwegsamem Gelände hangauf und -abwärts, scheitert unserer Erfahrung nach an der mangelnden Fahrpraxis von ehrenamtlichen Maschinisten. Die Nutzung eines Kleinlöschfahrzeuge TSF-W / TLF 2000 war durch die Eingruppierung der Feuerwehr und den dazugehörigen Vorschriften nicht realisierbar. Schließlich hat Magirus das Ausschreibeverfahren gewonnen und die Feinplanung konnte beginnen.“

Knapp ein Meter kürzer als ein klassisches TLF 3000

„Das Besondere an der Planung des Fahrzeugkonzeptes für die Feuerwehr Uersfeld war der Wunsch nach einem kompakten, wendigen Fahrzeug, das mit vollständiger Normausstattung eines Tanklöschfahrzeuges (TLF) 3000 sowie einer erweiterten Waldbrandausstattung beladen ist“, erklärt Maximilian Reich, Gebietsverkaufsleiter, CER GmbH. Im Ergebnis ist das derzeit konzipierte TLF 3000 etwa 80 Zentimeter kürzer als der Standard und ist damit am unteren Ende der Normvorgabe. Es wurde auf den Geräteraum 5 und 6 verzichtet. Ein wenig stolz berichtet Mendel: „Wir haben es geschafft, die Normausstattung eines TLF 3000 und weiteres Material auf einem Fahrzeug der üblichen Länge eines TLF 2000 unterzubringen.”

Gezielte Wahl der Fahrzeugkomponenten

Um die Fahrzeuglänge so gering wie möglich zu halten, wurde der kürzeste verfügbare Radstand für ein Iveco Eurocargo-Fahrgestell gewählt. Zudem fährt das TLF mit Singlebereifung und hat trotz vollständiger Geländegängigkeit eine Wasserdurchfahrtstiefe von 880 mm. Fahrer und Mitfahrer haben besonderen Komfort durch die Nutzung einer Fernfahrerkabine. „Diese würde ich heute für jede Feuerwehr empfehlen, da von drei Sitzen der mittlere Sitz nach hinten versetzt ist und jeder genügend Bewegungsfreiheit bei kompletter Schutzausstattung hat“, erklärt Mendel nach umfangreicher Recherche.

Waldbrandausstattung über der Norm

Das kompakte TLF 3000 verfügt über einen Wasservorrat von 3.000 Litern und einen Schaumbehälter von 120 Litern. „Mittlerweile würde ich jeder Feuerwehr zu einem Schaumtank und nicht zu Schaummittel in Kanistern raten, da durch das Einsparen dieser mehr Kapazitäten für andere Ausstattung entsteht,“ erklärt Reich. Auf dem TLF 3000 wurde die komplette Waldbrandausstattung nach gültiger Norm eingeplant, doch darüber hinaus hat noch weiteres Material Platz gefunden. „Wir haben weitere D-Schläuche, einen Fire-Ex für Netzmittel und einen leistungsstarken Laubbläser mit an Bord.“

Anbauten für den Waldbrandeinsatz

Einige Fahrzeuganbauten wurden gezielt für den Waldbrandeinsatz eingeplant. So verfügt das TLF 3000 über einen Löschbalken und zwei zusätzliche Abgänge C und D an der Front für die Nutzungsart „Pump & Roll“, also die Wasserabgabe über Schläuche oder direkt angeschlossene Strahlrohre bei Schrittgeschwindigkeit. Das Fahrzeug verfügt über eine eigene Reifenschutzanlage. „Damit können wir über ein abgebranntes Feld fahren, ohne die Reifen zu beschädigen“, erklärt Mendel. Auch für kurze Fluchtfahrten ist diese Reifenkühlung nutzbar. „Wir haben uns jedoch gegen eine Atemschutzlösung in der Kabine und einer vollwertigen Selbstschutzanlage entschieden, denn wir setzen bei den uns üblicherweise vorkommenden Waldbränden unsere Fahrzeuge nicht in den Flammen ein. Zudem geben diese Schutzmaßnahmen bei eher ungeübten Besatzungen ein komplett falsches Sicherheitsgefühl. Im Notfall kann die Besatzung mit der Restluft in der Kabine nach Abschaltung der Umluftfunktion mindestens 5 bis 10 Minuten aushalten, um eine kurze Fluchtfahrt durchzuführen. Aber dazu sollte es selbst bei einer unerfahrenen, aber sehr gut ausgebildeten Besatzung nicht kommen.“, erklärt Mendel diese taktische Entscheidung. Weiterhin verfügt das geplante Fahrzeug über einen Dachmonitor mit einem maximalen Durchfluss von 1.200 Litern pro Minute. Er wird mittels eines Aufsteckflansch montiert und kann mittels tragbarem Gestell auch am Boden eingesetzt werden.

Mehrzwecknutzung für Technische Hilfeleistung

Um das Fahrzeug vielseitig nutzen zu können, sind einzelne Bauteile über der Norm eingeplant worden. So wurde unter anderem ein heckseitiger Lichtmast mit einer maximalen Gesamthöhe von 5,5 Metern verbaut und auch ein Hi-Lift First Responder Jack hat Platz gefunden. Mit diesem Tool kann ohne Strom, Hydraulik oder andere Antriebstechnik, Sperriges gehoben, gespreizt, gezogen, gedrückt oder gestützt werden.

Einmaliges Fahrzeug

„Ein solches Fahrzeug ist derzeit noch ein absolutes Sonderfahrzeug. Aber die Wünsche und Anforderungen der Feuerwehr Uersfeld konnten fast vollständig umgesetzt werden, während gleichzeitig die Wendigkeit einen flexiblen Einsatz möglich macht.“, fasst Reich die Fahrzeugkonzeption zusammen.“ In diesem Fahrzeug stecken schon jetzt weit über 1.000 Stunden im Ehrenamt für die Planungen und Recherchen. Dafür erhalten wir ein Fahrzeug, das genau zu unseren Anforderungen passt”, resümiert Mendel.