Im Brandeinsatz ist die persönliche Schutzausrüstung die Lebensversicherung von Einsatzkameraden, die sich in den Innenangriff begeben. Um wirklich sicher zu schützen, ist aus der Feuerwehrkleidung zwischenzeitlich ein Hightech-Produkt geworden. Mit dem richtigen Wissen über die Funktionen der persönlichen Schutzausstattung wächst das Vertrauen in die Einsatzkleidung und Einsatzkräfte können ihr volles Schutzpotenzial auskosten.

Schutzausrüstung gegen Gefahrstoffe der Verbrennung

Bei einem Brand entstehen hunderte verschiedene Substanzen und Gemische als Reaktions- und Nebenprodukte von chemischen Reaktionen während der Verbrennung. Einige davon stehen im Verdacht, gesundheitsschädlich zu sein. Für die Schutzkleidung ist die Größe der Partikel der Schadstoffe relevant. “Das GORE-TEX CROSSTECH PARALLON System hält feste Partikel in einer Größe von 1 bis 0,1 μm Durchmesser ab. Dieselrauchpartikel zum Beispiel
sind noch kleiner und können derzeit nicht vollständig abgehalten werden. Doch nicht alle Gefahrstoffe im Feuerwehreinsatz liegen fest vor, so dass es immer ein Restrisiko der Kontamination gibt,” erklärt Johann Meyburg, Produktspezialist bei Gore. Der richtige Umgang, Vermeidung, womöglich, und Dekontamination ist unumgänglich.

Mehrlagige Schutzmembrane in der Einsatzkleidung

Gore setzt in seinen Textilien auf ein mehrlagiges System aus Membranen, die unterschiedliche Zwecke erfüllen sollen. Den Kern bildet die isolierende Schutzschicht in der Mitte des Textilsystems. Hier ist trockene Luft eingeschlossen, die eine Hitzebarriere nach außen bildet. Die Isolierschicht soll so lange wie möglich trocken bleiben, denn Wasser in
der Kleidung leitet Wärme 23 Mal schneller als Luft auf die Hautoberfläche des Trägers. Um die Isolierschicht trocken zu halten, ergänzen unterschiedliche Membranen als Flüssigkeitssperren nach innen und außen das System. Nach innen gilt es, Feuchtigkeit wie Schweiß in dampfförmigem Zustand nach außen zu lassen, ohne dass dieser an der
Kleidung kondensiert und die Isolierschicht befeuchtet. Von innen nach außen ist die Schutzkleidung der Feuerwehr dank einer Partialdruckdifferenz atmungsaktiv. Um Wasser
und Feuchtigkeit von außen abzuhalten, wirkt die äußere Membran wie eine Barriereund weist Flüssigkeiten ab.

Vertrauen in die Schutzausrüstung muss man lernen (Quelle: GORE-TEX Fabrics)

Lerne Deine Einsatzkleidung richtig kennen!

Die persönliche Schutzausrüstung kann ihren Träger nicht vor allen Gefahren im Feuerwehrdienst schützen. Es ist immer eine Abwägung zwischen Isolation von der Außenwelt und den Gefahrstoffen und der erforderlichen Beweglichkeit, damit Einsatzkräfte in ihrer Schutzkleidung agieren können. Doch wer seine Einsatzkleidung kennt und in der Ausbildung gelernt hat, die Grenzen richtig einzuschätzen, kann sein persönliches Verletzungsrisiko im Einsatz minimieren. “Das Besondere an der Hitzesperre in der Feuerwehrausrüstung ist die Reaktionszeit, die der Träger erhält, wenn er die erste Wärme auf der Haut spürt, bevor es zu Verbrennungen zweiten Grades kommt. Je länger diese ist, desto mehr Zeit bleibt dem Träger, um sich aus der Gefahrenzone zu bewegen und so Verbrennungen und Verbrühungen zu vermeiden”, erklärt Meyburg.

Fachkundige Reinigung gegen Kontaminationsverschleppung

Dass früher Einsatzkleidung in Ermangelung von Alternativen in privaten Haushalten gewaschen und privat transportiert wurde, ist heute undenkbar. Der genaue Blick auf die
Belastungen, die Einsatzkleidung an einer Einsatzstelle ausgesetzt ist, und die diversen chemischen Eigenschaften der Schadstoffe zeigen, wie wichtig eine fachkundige Reinigung
von kontaminierter Einsatzkleidung ist. Bei der Auswahl und Qualität der Einsatzkleidung einer Feuerwehr sollte bei der Beschaffung bereits berücksichtigt werden, wie langanhaltend
die Schutzeigenschaften der Kleidung auch nach vielfachem Waschen ist. “Noch immer gibt es Materialien im Markt, die zwar für neue Einsatzkleidung alle erforderlichen Grenzwerte der Norm erfüllen, doch nach einigen Wäschen deutlich in der Sicherheit nachlassen,” gibt Meyburg zu bedenken. Als Mindestanforderung kann man festhalten, dass auch nach 25 Industriewäschen keine Einschränkungen vorliegen dürfen. “Wir raten dazu, im Bedarfsfall zusätzlich auch desinfizierend zu waschen, wenn es der Einsatz verlangt.” Eine weitere Methode der industriellen Reinigung ist die CO2-Wäsche. In der Vielfalt der Beschläge auf der Oberfläche der Bekleidung kann diese Art der Wäsche wieder weitere Schadstoffe beseitigen. Dies ist jedoch kostenintensiver und wird daher nicht als Standardwaschverfahren empfohlen.

Mehrschicht-System der Einsatzkleidung, hier am Beispiel von GORETEX CROSSTECH PARALLON (Quelle: GORE-TEX Fabrics)

Auch unter Verwendung der passenden Reinigungsmittel ist Einsatzkleidung nach der Wäsche nicht sauber, sondern eben nur gereinigt. Daher ist grundsätzlich ein achtsamer
Umgang erforderlich.

Fazit für den Feuerwehreinsatz

Früher umgab rußverschmierte Einsatzkräfte ein Nebel der Bewunderung und ein Ruf des Helden, der größten Einsatz für Menschen, Tiere und Sachwerte gezeigt hat. Langfristige gesundheitliche Schäden sind erst seit einigen Jahren in den Fokus gerückt. Heute kann man ganz klar sagen, dass Ruß auf der Einsatzkleidung zu Wachsamkeit und zwingenden
Maßnahmen der Dekontamination führen muss. Im Sinne des Eigenschutzes und der Kameradschaft ist hier ein Umdenken erforderlich: Der Jubel für einen erfolgreichen Einsatz muss bis nach der Dekontamination zu warten – auch wenn es schwerfallen mag.

Text: BKS Report

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